In der Grafschaft Bentheim kann man mehr als 80 Kunstwerke von internationalen Künstler:innen rund um die Uhr besuchen.
Auf das breite Angebot an Kunst und Kultur möchten viele Großstädter nicht verzichten und natürlich ist die Auswahl an Museen und Galerien in einer Kleinstadt wie Nordhorn deutlich eingeschränkter. Dafür gibt es in der Grafschaft Bentheim ein Kunstprojekt, das zu den größten Projekten für Kunst im öffentlichen Raum in Deutschland zählt: Kunstwegen ist mit mehr als 80 Kunstwerken von renommierten Künstlern immer geöffnet – mit kostenlosem Eintritt, viel frischer Luft und garantiert ohne Gedrängel und Anstehen.
Entlang einer 180 Kilometer langen Route von Ohne durch die Grafschaft Bentheim bis ins niederländische Zwolle kann man die Kunstwerke unter freiem Himmel entdecken, die im Verlauf der vergangenen 40 Jahren entstanden sind. Manche hängen versteckt in Bäumen, verbergen sich im Wald, andere stehen am Ufer der Vechte, mitten auf einem Acker oder winden sich durch Moorlandschaften. Darunter sind Sandsteinskulpturen, Pavillons, ein Holzsteg, Landschaftsarbeiten, Rauminstallationen, große Fotos und eine Kette aus Eisen. Entworfen haben sie international namenhafte Künstler und Künstlerinnen wie Dan Graham, Olafur Eliasson, Mark Dion, Jenny Holzer oder Tobias Rehberger.
Die Kunstwerke kann man auf einer Fahrradroute entlang der Vechte besuchen oder auch auf Spaziergängen entdecken. Einen Ausflug wert ist zum Beispiel der Holzsteg der Züricher Künstler Peter Fischli und David Weiss in Bathorn. Ein eigentlich nur schwer zugängliches altes Moorgebiet durchschreitet man dank des Kunstwerkes auf Eichenbohlen. Es ist ein schöner und ungewöhnlicher Rundgang zwischen Birken und Eichen durch ein Altmoor, das sich selbst überlassen bleibt. Man sieht von dort aus aber auch die angrenzenden immer noch industriell genutzten Torfabbaugebiete. Das Kunstwerk soll zugleich auch an ein grausames Kapitel der Geschichte dieser Region erinnern. Von 1938 an zwangen die Nationalsozialisten im Bathorner Lager Gefangene unter menschenunwürdigen Bedingungen zur Arbeit im Moor.
Die Kunstwerke gehen immer auf die lokalen Besonderheiten und Begebenheiten des jeweiligen Ortes ein, ob historisch, topografisch, kulturell oder landschaftlich. Und sie erzählen so auch immer Geschichten der Region. Einen weiteren schönen Kunstwegen-Spaziergang kann man am Spöllberg unternehmen. Der dortige Grabhügel hat den italienischen Künstler Luciano Fabro inspiriert, sich mit der Geschichte des Ortes auseinanderzusetzen. Er hat eine schwere, 270 Meter lange Ankerkette aus der italienischen Hafenstadt Ravenna in die Grafschaft Bentheim gebracht, die von mehr als 200 Helfern um den Spöllberg gelegt wurde. Seit 1999 liegt nun die Ankerkette in der Heidelandschaft, versinkt langsam im Boden und wird von Grün überwachsen. So ist ein poetischer Ort entstanden, denn nach einer langen Reise auf Ozeanschiffen liegt die Ankerkette nun in der stillen Heidelandschaft um eine historische Grabstätte.
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