Die Ökologin Li An Phoa wandert an Flüssen entlang, um sich für ihren Schutz einzusetzen. Auf einer 170-Kilometer langen Vechte-Tour kommt sie auch in der Grafschaft Bentheim mit vielen Menschen ins Gespräch, nimmt zusammen mit Schulklassen Wasserproben und lernt Projekte zur Renaturierung kennen.
Am Ufer der Vechte steht ein Eisvogel im Schilf, über dem Wasser schweben Libellen, ein Haubentaucher schwimmt vorbei. „Das Wasser der Vechte hat eine gute Qualität“, sagt Li An Phoa. Im Juni 2023 hat sich die 42-Jährige auf eine Reise entlang des Flusses begeben, ist zwei Wochen von der Quelle im münsterländischen Darfeld zur Mündung im niederländischen Ijsselmeer bei Zwolle gewandert. Die Niederländerin hat vor zwei Jahren die Initiative „Drinkable Rivers“ gegründet und bereits mehrere Tausend Kilometer entlang von Flussläufen zurückgelegt. Ihre Vision: dass die Flüsse eines Tages wieder trinkbares Wasser führen.
Dafür spricht sie auf ihren Wanderungen mit Kindern und Jugendlichen, Politiker:innen, Unternehmen und Organisationen – mit Menschen, die sich für den Lebensraum der Flüsse interessieren und sie untersucht die Wasserqualität. „Wir sind abhängig von unseren Flüssen“, sagt Li An Phoa. Während ihrer Wanderungen hat sie beobachtet, dass das Bewusstsein dafür wächst, das Wasser zu schützen und Flussläufe zu renaturieren. Zur Vechte hat Li An Phoa auch noch eine persönliche Verbindung: „Ich lebe bei Zandvoort an der niederländischen Küste und ein Teil unseres Trinkwassers wird aus Vechtewasser gewonnen.“
In Nordhorn erfährt Li An Phoa, dass die Vechte früher oft rot, blau oder grün leuchtete, je nachdem in welcher Farbe die Textilindustrien gerade ihre Stoffe färbten. Die Abwässer wurden damals direkt in die Vechte eingeleitet. Das hat sich in den vergangenen Jahrzehnten geändert, die Abwässer fließen nicht mehr ungefiltert in den Fluss und die Wasserqualität hat sich dadurch deutlich verbessert. Besonders aber die Landwirtschaft belastet das Wasser. Auch bei Wasserproben in der Vechte hat Li An Phoa festgestellt, dass der Nitratgehalt hoch ist.
Dabei will die Ökologin nicht anklagen oder Schuld zuweisen. Sie sieht sich als Botschafterin, und ihr ist es wichtig, mit allen Seiten ins Gespräch zu kommen, gemeinsam zu überlegen, wie man die Flüsse besser schützen und ihre Wasserqualität verbessern kann. „Wir brauchen alle Menschen entlang eines Flusses, die Unternehmen, die Landwirtschaft, die Politiker und Politikerinnen.“ In den Orten entlang der Vechte sei sie auf viel Interesse gestoßen, berichtet Li An Phoa. Mit Kindern und Jugendlichen spricht sie darüber, woher das Trinkwasser kommt, welche Tiere im Fluss leben und wie man das Wasser besser schützen kann. Sie lädt die Menschen ein, selbst Wasserproben zu entnehmen und die Ergebnisse auf einer Datenplattform im Internet einzutragen. „So können wir weltweit die Entwicklungen in den Flüssen beobachten“, sagt sie. Ihr nächstes Projekt? Im Herbst wird sie die Themse entlangwandern.
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